"Wenn man etwas tut, das eine gewisse Bedeutung hat, findet man sein Publikum – auch wenn niemand glaubt, daß es da ist, mußt du nur selbst dran glauben, dann erreichst du es auch." (Michael Masley)
Es passiert in der Musikgeschichte häufiger, daß einzelne Musiker neue Spieltechniken entwickeln und ihrem Instrument so zu neuer Wirkung verhelfen. Auch in der Folk-Szene gibt es dieses Phänomen – wenn sich aber jemand innovativ des Cymbaloms annimmt und dabei die traditionellen Bahnen weit hinter sich läßt, verdient das schon besondere Aufmerksamkeit. Kay Dohnke hat in den USA den Bowhammer Cymbalom-Virtuosen Michael Masley getroffen und interviewt.
Berkeley, Kalifornien, Telegraph Avenue. Studentische Einkaufsmeile mit Cafés, Pizzabuden und Verkaufsständen, wo Batik-Hemden und Perlenketten im Hippie-Stil noch immer oder wieder gute Geschäfte versprechen. Das Publikum: Punks, Touristen, smarte College-Absolventen. Telegraph Avenue – an sonnigen Tagen ein Mekka für Straßenmusiker wie überall: Gitarre, Saxophon, eine kleine Gruppe Peruaner mit Flöten und Trommeln. Manchmal jedoch verwandelt sich die Szenerie; unwirkliche Klänge liegen dann über der Gegend, sind zuerst kaum lokalisierbar. Musik mit einer fließenden Qualität, irgendwie akustisch und elektronisch zugleich, wie eine Kombination aus Streichinstrumenten und Synthesizer. Doch sie kommt nicht aus einer Konserve, dringt nicht aus einem offenen Fenster – eine oder zwei Straßenecken weiter löst sich das Rätsel. Hier sitzt Michael Masley mit seinem Instrument, das allein schon Aufmerksamkeit erregt, eine Art von kleinem Klavier ohne Deckel, dessen zahllose Saiten er mal sanft, mal wild mit merkwürdigen Vorrichtungen bearbeitet – oder konkreter: er spielt auf einem großen Hackbrett, und so etwas sieht man selbst in Kalifornien nicht allzu oft auf der Straße.
Merkwürdige Vorrichtungen: für Kenner des Cymbaloms – dem Schwesterinstrument des Hammer-Dulcimers, dessen über 100 Saiten gewöhnlich mit zwei Schlegeln geschlagen werden – ist hier ein wichtiger Hinweis verborgen. Masley unterscheidet sich nämlich grundlegend in seinen Hilfsmitteln, seiner Spielweise und in seiner Musik vom gewohnten akustischen Klangspektrum und der traditionellen Technik. Und man kann tatsächlich behaupten, daß außer ihm niemand auf der ganzen Welt das Cymbalom auf diese Art spielt: an den Händen trägt er acht bizarr anmutende Verlängerungen, dünne metallene Bügel mit einem kleinen Geigenbogen am Ende. "Ich begann mit dem Hammer-Dulcimer vor ungefähr 23 Jahren, und ich spielte es etwa sechs Jahre lang in der traditionellen Weise, mit einem Hammer in jeder Hand. Aber irgendwann fiel mir auf, daß man im Handgelenk weit mehr Kraft hat, als zum Schlagen der Saiten eigentlich nötig ist – doch das merkt man eigentlich kaum, man ist da einfach so drin und meint, es müsse schon ein richtig schwerer Hammer sein. Aber ich fing an rumzuprobieren, befestigte mehrere leichte Schlegel mit Gummibändern an meinen Fingern, doch die wurden schnell blau."
Wenn Masley jedoch eines aus diesen Versuchen gelernt hat, dann ist es Beharrlichkeit. Als er Ringe an die metallenen leichten Schlegel lötete und sie dann auf die Finger steckte, konnte er sie länger tragen. "Wenn man einfach nur weitermacht, fallen viele der kleineren Probleme irgendwann von selbst fort. Nun, eine größere Schwierigkeit war, daß ich nicht an die neue Länge meiner Finger gewöhnt war, und so verhedderten sich die Enden der Hämmer immer wieder; ich hatte wochenlang damit zu tun und dachte schon, das wäre es gewesen, aber irgendwann ging's plötzlich doch."
Wer Masley beim Spielen über die Schulter guckt, wundert sich über die geschmeidige Eleganz, mit der er die verlängerten Finger über die Saiten tanzen läßt. Irgendwann aber reichte es ihm nicht, sein Instrument "nur" mit acht anstelle von zwei Schlegeln zu bearbeiten. "Wieder ein paar Jahre später befestigte ich kurze Geigenbögen am Ende der Fingeraufsätze und steckte mir Plektren an die Daumen – ich arbeite also mit den drei fundamentalen Techniken, ein Saiteninstrument zu spielen: ich schlage, streiche und zupfe, und der Wechsel zwischen den Techniken gibt mir und dem Cymbalom weit mehr Kapazität, als ich es im traditionellen Rahmen hätte. Ich bin dann nicht mehr dazu zurückgekehrt, dachte anfangs zwar noch, ich könnte auf beide Weisen spielen und dabei auch der Tradition treu bleiben, aber die Technik mit den multiplen Hämmern hielt mich einfach gefangen, und so beließ ich es dabei." Der Grund dafür ist einsichtig – "schon vom rein technischen Standpunkt her erweitert es die Möglichkeit beträchtlich, denn man hat so nicht nur die individuellen Spieltechniken zur Verfügung, sondern auch die Kombination davon. Ich glaube fast, das beeindruckt die Leute auf der Straße besonders, allem voran die Streichtechnik – das kommt völlig überraschend; sie wissen einfach nicht, was sie davon halten sollen, und daraus resultiert auch der mysteriöse Eindruck, den das ganze offenbar macht."
Sein Publikum, sagt Masley, ist total gemischt, vom Punk bis zur Oma. Und man braucht nur für ein paar Minuten neben ihm zu stehen, die Gesichter der Passanten zu beobachten, auf ihre Bemerkungen zu achten – kaum jemand geht einfach nur so vorbei; viele verweilen erst kurz, schauen neugierig auf seine bizarr anmutenden Hände und wundern sich, daß diese Klangfülle aus einem einzigen Instrument kommt – oder sollten nicht vielleicht doch Bänder im Hintergrund laufen, denn wozu liegen da sonst Kabel, stehen links und rechts Lautsprecher...? Nein, er bringt tatsächlich alles live und allein hervor, was nach Synthesizer, Violinen-Orchester und Hackbett klingt. Und die Wirkung auf die Zuhörer bleibt nicht aus: unsicher, ob sie jemals zuvor ein solches Instrument gesehen haben (Wie mag das Ding heißen?), und fasziniert von der eleganten Schnelligkeit der acht Bowhammer an Masleys Fingern, schütteln viele staunend den Kopf und hören ihm einen Moment länger zu. "Viel hab' ich der Tatsache zu verdanken, daß mein Spielen anders klingt und aussieht. Leute hören mich schon eine oder zwei Straßen weit, kommen näher und schauen mir zu. Für einen Straßenmusiker ist das ein echter Vorteil."
Masley spielt zwischen zwei und fünf Tage in der Woche auf der Straße – fast ausschließlich, seit 1982, als er von Michigan an die amerikanische Westküste gekommen ist. Er hat für sein Auftritte feste Plätze, mal drüben in San Francisco an Fisherman's Wharf, mal hier auf der Telegraph Avenue, je nach Wetter und touristischer Saison; daneben findet und hört man ihn auf Straßenfesten in der näheren Umgebung. Für viele ist er schon ein guter Bekannter, gehört einfach zur Szenerie dazu. Nur einmal gab es im ansonsten doch so fortschrittlich-freien Berkeley Ärger, im Frühjahr 1993: zwei Polizisten und zwei Finanzbeamte wollte seinen Gewerbeschein sehen, da er doch mit seiner Musik Geld verdient und dazu noch Kassetten verkauft. Einzige Reaktion des Künstlers: "Dies ist Berkeley – dieser Ort ist spirituell, und ein Gewerbeschein hat mit spirituellen Dingen nichts zutun." Und die Passanten protestierten gegen seine Festnahme – "Das ist, als würde man Beethoven verhaften". Die verfehlte Aktion hatte außer einer Nacht im Gefängnis keine nachhaltigen Folgen – außer der vielleicht, daß Masley seither häufiger als "Beethoven der Telegraph Avenue" bezeichnet wird.
Berkeley, Kalifornien, Eighth Street. Ein kleines Holzhaus im Hinterhof, kaum größer als eine Garage. Tonehenge Productions, ehrfurchtheischender Name für Masleys Studio und Instrumentenwerkstatt, Wohnung und musikalisches Experimentierfeld in einem Raum. Ein Uralt-Computer, eine arg ramponierte Kaffeemaschine und ultramodernes DAT-Aufnahme-Equipment; Frame Drums und Talking Drums, Indianerflöten, Dumbeks, ein riesiger Gong: das erwartet man fast. Doch daneben gibt es zahllose Korken und Gummibänder und Holzleisten, Blechdeckel, Eierschneider, Spiralfedern – Low-Tech-Utensilien für nie zuvor gehörte High-Tech-Klänge, Töne und Harmonien, die unerwartete Wirkungen haben.
So phantasievoll wie die Instrumente selbst sind auch die Namen, die Masley sich dafür ausdenkt – das Sonic Mess Kit etwa, Cave Cells für seitlich aufgeschnittene Doppeltrommeln oder der L-Bow zum Streichen aller denkbaren Saiten und Klangkörper. Das PanTimbreReen ist aus einem alten Filmdosendeckel gefertigt, über den Spiralfedern und Gummibänder gespannt sind. Während des Schlagens dieser "Saiten" läßt sich der Deckel biegen, was die erzeugten Klänge variiert. Auch seine spezielle Flöte aus wassergefüllten und daher unterschiedlich stimmbaren Röhren zeigt die Kreativität Masleys. Mittlerweile ist er nicht eher zufrieden, bis er ein Instrument modifiziert, verbessert hat – in eine eigens gefertigte überdimensionale Kalimba etwa hat er seine typischen Spiralfedern und Eierschneider eingebaut; das Resultat klingt nach elektronischer Veränderung, ist aber mit den einfachsten Mitteln fabriziert. Doch das eigentliche Geheimnis ist auch hier die Entwicklung einer Spieltechnik – ist man mit diesen Instrumenten ungeübt, läßt sich darauf kaum mehr als Schnarren, Klappern und Knacken erzeugen.
So frei, wie Masley rein technisch mit den Instrumenten umgeht, ist auch sein Verhältnis zum eigentlichen Spiel; er fühlt sich dabei in keiner Weise gebunden – das gilt vor allem für das Cymbalom, auf dem er es zu regelrechter Virtuosität gebracht hat. "Mein Umgang mit Musik ist strikt improvisiert; Themen wiederholen sich und werden dann in meinen Aufnahmen verarbeitet, aber meist warte ich am Rande des Augenblicks, stimme mich ein und überlasse dem Instrument die Führung – ganz im Gegensatz zum westlichen Konzept einer Meisterschaft, die dem Instrument den eigenen Willen aufzwingt. Wenn ich spiele, erkennt man bestimmt einiges wieder, von meinen Bändern oder der CD, denn es ist nicht so, daß immer alles völlig neu wäre, sondern es hat einen zyklischen, lockeren Charakter. Da ich manchmal zwischen drei und fünf Stunden am Tag spiele, würde es mich verrückt machen, Melodien Ton für Ton zu rekonstruieren. Jemand hat meine Musik einmal als amerikanische Raga-Form bezeichnet, da sie viel Improvisation beinhaltet und längere Sets – zehn, fünfzehn Minuten – in denen sich ein Thema entfaltet. Ich vergleiche das oft mit Wasser, denn Musik hat einen fließenden Charakter, und für mich ist die Improvisation die unmittelbarste Form von Musik überhaupt, denn sie ist unkontrolliert und arbeitet mit der Stimmung des Momentes zusammen. Wenn ich ein bestimmtes Stück spiele, wiederholen sich dessen Elemente in unterschiedlichen zeitlichen Rahmen. Ich schätze am Improvisieren besonders, daß es Elemente aus dem konkreten Moment einbezieht und das zugleich in der Umsetzung reflektiert. Manchmal scheinen die Zuhörer das zu spüren – die Tatsache, daß nichts identisch wiederholt werden kann, daß die Musik so einzigartig ist wie der Moment selbst."
Wenn man diesen musikalisch-experimentellen Hintergrund einbezieht, wird schnell klar, daß Masleys Musik kaum definierbar ist – mit der traditionellen Cymbalom-Richtung sind nur noch die Grundelemente verbunden, und "Folk" ist als Kategorie zu simpel. "Meine Musik wird gern als 'New Age' kategorisiert", sagt Masley, "aber ich mag diesen Ausdruck nicht so gern, denn er wird in diesem Land sofort mit kommerzieller Musik verbunden. Nun, entspannende Musik ist nichts Verkehrtes, und meine Kassetten sind tatsächlich schon oft zu meditativen Zwecken verwendet worden."
Angemessener scheint ihm der Begriff World Music zu sein, denn in dieser Kategorie sind auch seine direkten Erfahrungen mit dem Publikum einbezogen. "World Music ist für mich Musik, die für jede mögliche Kultur offen ist und daraus Elemente entlehnt, ohne sich dem verpflichtet zu fühlen. Mit anderen Worten: ich kann aus der indianischen Kultur zitieren, muß als Musiker aber nicht wie ein Indianer klingen oder erst jahrelang diesen Stil praktiziert haben, bevor ich dazu qualifiziert bin – ich will mich auch gar nicht mit indianischen Musikern messen. Wenn mir etwas in einer Kultur gefällt und es mich beeinflußt, nehme ich es einfach an. Der nächste Einfluß kann dann keltisch sein – heute gibt es durch Aufnahmen so viele Zugänge zum Musikspektrum mehrerer Jahrhunderte. Ich halte diese wechselseitigen Einflüsse für produktiv, sie stehen allen zur Verfügung, sind Allgemeinbesitz, und jeder Musiker hat das Recht, seine persönlichen Verbindungen zu jeglicher möglichen Kultur auszudrücken. Das mag ich an World Music, es ist ein verbindendes Konzept. Und ich denke, ich kann den Begriff gut und gern verwenden, denn viele verschiedene ethnische Gruppen haben so positiv auf meine Musik reagiert. Ich sehe die verschiedenen Gesichter aller Altersgruppen und Hautfarben meines Publikums vor mir; es ist keine Marktforschung und Meinungsumfrage, sondern die Reaktion von Menschen aus der ganzen Welt – gefühlsmäßig ist da etwas in meiner Musik für fast jeden, egal welcher Rasse oder Herkunft oder Nationalität."
Masley wäre aber nicht der experimentierende Wanderer zwischen den kulturellen Welten, wenn er nicht auch die Kategorisierungsversuche seiner Musik humorvoll ad absurdum führen würde: zuweilen bezeichnet er sich als "Earth-Folk Musician" – und fügt hinzu: "Earth-Folk ist eine zeitgenössische afro-keltische Variante von Free World und Country Eastern Music". Lakonischer Kommentar eines amerikanischen Musikjournalisten: "wie auch immer..."
Eine Garage, irgendwo in Süd-Kalifornien. Ry Cooder arbeitet an der Komposition und Zusammenstellung des Soundtracks zum Film Geronimo. Das ist kein gewöhnlicher Western, und daher will Cooder – wie er später erzählt – keine gewöhnliche Musik dafür haben. Zwei Szenen aber bereiten ihm dabei echte Schwierigkeiten. Einem bekannten und einflußreichen Mann wie ihm schicken viele Musiker ihre CDs und Kassetten, zu Hunderten, kartonweise. Und in seiner Verlegenheit, ja Frustration greift Cooder einfach wahllos in einen dieser Kartons hinein, legt die erstbeste Kassette in den Recorder – und auf Anhieb weiß er, das muß in den Soundtrack hinein. Six White Horses von Masleys Bells and Shadows. Die Produktion in den Sony Studios in Culver City ist für den noch unbekannten Straßenmusiker dann ungewöhnlich; er kennt und mag es nicht, immer wieder dieselbe Tonfolge zu spielen, bis es den zuständigen Leuten endlich gefällt, und zudem ist er von den anderen Musikern – R. Carlos Nakai, David Lindley, Madjid Khaladj – isoliert, spielt nicht mit ihnen zusammen.
Doch soll sich die aus dem Soundtrack erwachsende Popularität in mehrfacher Weise für ihn bezahlt machen. Und zwar ganz direkt: Sony Pictures, die die Filmmusik auf dem Columbia-Label als CD herausbringen, vergessen bei einigen der Takes die Credits für Masley als Komponist und Musiker zu vermerken – in den USA ist so etwas leicht mehrere zehntausend Dollar wert, wenn man einen Anwalt findet, der sich dieser Sache annimmt. Verspätet bekommt Masley einen Vertragsentwurf, in dem die Firma die Rechte an seinem Mitwirken "für die Erde und das Universum" (!) erwerben will. Masley gibt sein Copyright großzügig für das Universum frei – nur für die Erde, da möchte er es doch lieber behalten.
Der nächste Schritt zur breiteren Bekanntheit ist die Verwendung eines Ausschnittes aus Geronimo bei der Übertragung der Winterolympiade im amerikanischen Fernsehen – Skispringen mit Bowhammer Cymbalom-Untermalung, das bleibt nicht ohne Wirkung auf die Zuschauer. Und auf andere Medienproduzenten wie Lito Tejada-Flores: von seinem Video Breakthrough on Skies, zu dem Masley längere Musikbeiträge geliefert hat, ließen sich immerhin gut 15.000 Stück verkaufen, und inzwischen gibt es zweites. Schon früher nahm das renommierte Baker's Biographical Dictionary of Musicians einen Abriß über Masley in die achte Auflage auf.
Der Schritt von selbstproduzierten Kassetten zur CD lag dann nahe; Mystery Repeats Itself ist ein Querschnitt durch frühere Arbeiten. Als das vielgehörte Rundfunkmagazin All Things Considered – immerhin von 540 Radiostationen landesweit ausgestrahlt – kürzlich ein kleines Masley-Feature ausstrahlte, stieg die Nachfrage nach der ansonsten nur auf der Straße verkauften CD sprunghaft an. Masley – auf dem Weg zum Ruhm, endlich? Insider-Kreise kennen ihn schon lange: "Die meisten der traditionellen Spieler haben im Lauf der Jahre von mir gehört, und wenn nur als von dem Typen 'mit den Dingern an den Fingern'. Ein Freund von mir aus Boston, der Dulcimer-Spieler Jamie Janover, hatte schon jahrelang von meiner Technik gehört und wollte einfach nicht glauben, daß so etwas möglich sei."
Und einmal wurde Masley eine nette Anekdote erzählt: in Budapest habe ein traditioneller Spieler ein Konzert gegeben, so mit Zigeunerkostüm und allem, und hinterher sei ein amerikanischer Tourist zu dem Spieler gekommen und hätte gesagt: "Oh, Sie haben ja gar keine Dinger an den Fingern" – oftmals sehen die Leute nämlich zuerst Masley und glauben dann natürlich, dies sei die gewöhnliche Spieltechnik und nicht nur seine individuelle. Es gab dann einen heftigen Wortwechsel mit dem Maestro – "Nein, nein", habe dieser gesagt, "man spielt das Instrument nur so", und der Tourist hätte geantwortet: "Nein, ich hab' den Typen doch spielen sehen!" Und als der ungarische Cymbalom-Spieler Jahre später nach Amerika kam, war eine seiner ersten Fragen: "Wo ist dieser Typ, der mit den Dingern an den Fingern spielt?"
Der einzige zu sein, der ein Instrument auf bestimmte Weise spielt, kann jedoch auch nachteilig sein. "Das Problem ist, daß es keinen Standard gibt, an dem ich mich messen könnte, und daher denken einige Leute, ich hätte das Instrument gemeistert, und das hab ich wohl vordergründig auch, da es keinen Wettbewerb gibt. Aber ich weiß nicht so recht – wenn es nur einen einzigen Pianospieler gäbe, würde man nur seine Technik kennen, aber die Breite der Spielmöglichkeiten bliebe verschlossen. Und daher hoffe ich, daß irgendwann auch andere Leute das Cymbalom auf meine Weise spielen, einer von zwanzig vielleicht, in zehn oder fünfzehn Jahren, und daß die Möglichkeiten dadurch weiterentwickelt werden können."
Weitere Informationen im Internet:
www.artistgeneral.com
www.mphase.com/cloud.htm
www.innerviews.org
Kontakt:
Michael Masley / Tonehenge Productions / Supersaturated Records, P. O. Box 5232, Berkeley, California 94705, Tel./Fax 001 (510) 548-1241, e-mail: michael_masley@artistgeneral.com